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SPIEL ’23 – Was wir uns anschauen werden

Dieses Jahr sind wir zum ersten Mal auf der SPIEL in Essen mit Wissenschaft(s)Spiele unterwegs. Zur Vorbereitung haben wir in den letzten Wochen die Neuheiten-Listen nach Spielen durchsucht, die thematisch zu uns passen. Schnell war klar: Natur-, Klima- und Wissenschaftsspiele liegen weiter voll im Trend. Und nicht nur das. Auch Veranstaltungen im Umfeld der Messe setzen sich hiermit auseinander. Im Folgenden möchten wir euch ein paar ausgewählte Titel und Veranstaltungen vorstellen, die uns ins Auge gesprungen sind. Spiele, die in aller Munde sind, haben wir bewusst außen vor gelassen. Mit diesen werden wir uns aber im Nachgang noch beschäftigen. Darüber hinaus ist anzumerken, dass die Reihenfolge der Titel nicht als Top-Liste zu verstehen ist.

Unsere Spiele-Highlights

„Aelderman“, Rockerl Games (Messe-Stand: 4J106)

“Aelderman” ist ein Expert:innenspiel von Johannes Rogoll, das im vergangenen Jahr als Kickstarter-Kampgane gestartet ist. Wir haben es bereits auf der letzten Messe kennenlernen dürfen und für uns als Lübecker:innen war natürlich klar, dass wir das Spiel unterstützen werden. Es konnte allerdings auch abseits unseres Lokalpatriotismus thematisch überzeugen. 

“Aelderman” versetzt uns ins mittelalterliche Lübeck. Wir schlüpfen in die Rolle von Kaufleuten und versuchen, uns innerhalb der Hanse einen Namen zu machen. Die Hanse war eine Organisation aus niederdeutschen Händlern und Städten, die etwa von Mitte des 12. bis Ende des 17. Jahrhunderts bestand. In erster Linie vertrat sie die wirtschaftlichen Interessen der zugehörigen Kaufleute, gewann im Laufe der Zeit jedoch auch immer mehr politische Bedeutung. Das Gebiet der Hanse erstreckte sich von Nordeuropa bis Nordfrankreich sowie von England bis Nordwestrussland. Gehandelt wurde unter anderem mit Stockfisch aus Norwegen, Pelzen und Wachs aus Russland, Holz, Getreide und Pottasche aus Polen sowie Wolle, Textilien und Metallwaren aus den westlichen Gebieten. Aus dem norddeutschen Raum stammten Salz, Getreide und Bier. Die Handelswege waren dabei keineswegs nur auf die See beschränkt. Handelsstraßen und Handelsstädte gab es auch im Binnenland. Der Aelderman ist das höchste Amt innerhalb der Hanse und vertrat die Interessen des Bundes sowohl nach innen als auch nach außen. 

Im Spiel ist unser Ziel, diesen Titel zu erlangen, indem wir Handelsrouten etablieren, Einfluss erlangen und die Stadt Lübeck aufbauen. Auf dem Hansetag, den regelmäßigen Treffen des Bundes, können wir mit ausreichenden Mehrheiten den Titel des Aelderman erlangen und gewinnen so das Spiel.

“Moorland”, Deep Print Games (Messe-Stand: 3B116)

Im vergangenen Jahr waren wir am Spieltisch in vielen verschiedenen Regionen der Erde unterwegs und haben dort Ökosysteme aufgebaut. Mit dabei waren das Great Barrier Reef, der Südamerikanische Regenwald und die Kaskadenkette in Nordamerika. Ein Lebensraum, der bislang in solchen Spielen keine Beachtung gefunden hat, ist unser heimisches Moor. Dies ändert sich nun mit “Moorland” von Steffen Bogen, illustriert von Annika Heller. Hier erschaffen wir unsere eigene Moorlandschaft und versuchen, sie möglichst artenreich zu gestalten, indem wir Pflanzen und Tiere ansiedeln. 

Moore bilden sich auf einem Untergrund, auf dem sich Wasser ansammeln und nur schlecht abfließen kann. Dies führt dazu, dass es zu einem Sauerstoffmangel kommt und abgestorbene Pflanzenreste nicht zersetzt werden können. Aus ihnen bildet sich dann über sehr lange Zeiträume Torf, der sich ablagert und die Moore in die Höhe wachsen lässt. Aus diesen Gegebenheiten lässt sich bereits erahnen, dass Mooren eine besondere Bedeutung als Wasser- und Kohlenstoffspeicher zukommt. Die dauerhaft feuchte Umgebung sorgt dafür, dass sich eine sehr spezialisierte Flora und Fauna ansiedelt. Typische Arten sind z. B. Torfmoose, Wollgras oder auch der Moorfrosch. Fun fact: Die Männchen dieser Amphibienart nehmen zur Paarungszeit eine charakteristische leuchtend blaue Färbung an. Wir sind sehr gespannt darauf, wie viel vom Ökosystem Moor thematisch im Spiel zu finden sein wird.

“Biome”, Lioness Games (Messe-Stand 3A100)

“Biome” ist ein Spiel, dessen Entstehungsgeschichte wir schon länger auf Instagram verfolgen. Leonie, die Spieleautorin, präsentiert dort regelmäßige Updates zur Entwicklung und es sieht wirklich fantastisch aus. Mechanisch wissen wir tatsächlich noch gar nicht so viel, außer dass es sich um einen Tableaubuilder handelt, bei dem wir versuchen, einen möglichst artenreichen Lebensraum aufzubauen – eben das titelgebende Biom. Hierunter versteht man eine großflächige Landschaftseinheit, die durch die dort vorherrschende Vegetation klassifiziert wird, z. B. Nadelwälder oder auch Wüsten. Sie kann aus verschiedenen Ökosystemen bestehen, die auf die entsprechende Umgebung spezialisiert sind. Wir sind gespannt darauf, was “Biome” spielerisch zu bieten hat und welche Aspekte aus der Ökologie sich dort wiederfinden.

“e-Mission”, Schmidt Spiele (Messe-Stand 6F200)

Das Klimaspiel “e-Mission” von Matt Leacock (dem Designer von “Pandemie”) und Matteo Menapace, illustriert von Mads Berg, ging bislang an uns vorbei. Es handelt sich dabei ebenfalls um ein Crowdfunding-Projekt, das unter dem Titel “Daybreak” bei Backerkit unterstützt werden konnte. Ziel des kooperativen Spiels ist es, den Klimawandel zu stoppen. Hierzu gilt es nicht nur wissenschaftlichen Fortschritt zu fördern, sondern man muss auch politische und gesellschaftliche Projekte etablieren und vorantreiben, um den CO²-Gehalt in der Atmosphäre zu reduzieren und die Erwärmung des Planeten zu stoppen.

Thematisch sind wir hier natürlich bei einem sehr großen, wenn nicht DEM Thema unserer Zeit. Bereits “GigaWatt” hat uns in diesem Bereich gut gefallen, obwohl der dort herrschende Würfelmechanismus zu Frustmomenten führen kann. Das Regelvideo zu “e-Mission” hat auf jeden Fall auch unser Interesse geweckt, u. a. da hier Multi-Use-Cards verwendet werden – ein Mechanismus, der uns bisher immer sehr gut gefallen hat. Das Spiel möchten wir auf jeden Fall antesten.

“Hidden Ark”, All or None Games (Messe-Stand 3X103)

Für uns als Schleswig-Holsteiner:innen spielt das Meer eine große Rolle. Daher freuen wir uns immer über Spiele, die sich diesem Thema widmen. Entsprechend konnten wir nicht umhin, “Hidden Ark” von Tobias Hall, illustriert von Angela Rizza, auf Kickstarter zu unterstützen. Thematisch geht es um den Schutz bedrohter Fischarten. Wir schlüpfen in die Rolle von Wissenschaftler:innen und versuchen, die Tiere vor dem Aussterben zu retten. Hierzu bauen wir Forschungsstation und Forschungsschiffe und planen Rettungsmissionen, die uns im Spielverlauf immer stärkere Aktionen gewähren. Neben seinem Thema besticht das Spiel durch sein wundervolles Artwork. Ob auch die wissenschaftlichen Hintergründe ins Thema eingebunden sind oder Fisch und Forschung nur den Aufhänger für das Setting des Spiels bilden, werden wir uns anschauen.

Vorträge und Workshops

40 Jahre SPIEL

Die SPIEL feiert ihren 40. Geburtstag. Zu diesem Anlass wird es am 5. Oktober ab 11:30 Uhr verschiedene Vorträge und Podiumsdiskussionen zu den unterschiedlichsten Themen geben. Zwei davon möchten wir besonders herausheben. Die Veranstaltungen finden im Saal Rheinland in der 2. Etage des Congress Center Süd statt.

Direkt um 11:30 Uhr startet Lukas Boch vom Projekt Boardgame Historian mit dem Vortrag: “Brettspiele als Spiegel der Gesellschaft? – Perspektiven auf 40 Jahre (Spiel-)Kultur”. Lukas ist Historiker und forscht an der Uni Münster zur Präsentation des Mittelalters im modernen Brettspiel. In seinem Vortrag wirft er einen Blick zurück auf die Brettspielgeschichte in Deutschland und beleuchtet, wie gesellschaftliche und kulturelle Hintergründe in Spielen rezipiert werden. In diesem Zusammenhang stellt er die Frage, wie dies auch außerhalb der Brettspiel-Community Beachtung finden kann.

Direkt im Anschluss ab 12:30 Uhr gibt es eine Podiumsdiskussion zum Thema: “Ökologische Entwicklung in Spielen – Von keinem Thema zum Klimaspiel”. Teilnehmer der Diskussion sind Micha Reimer von Gaia Games, Robert Dagci von Klimaspiel, Uwe Mölter, ein Mitarbeiter von Amigo Spiele sowie Spieleautor Uwe Rosenberg. Gemeinsam sprechen sie über Umwelt und Klima im Kontext von Brettspielen, sowohl in Bezug auf das Thema als auch den Produktionsprozess.

Beide Programmpunkte werden wir uns nicht entgehen lassen. Ein Übersicht über das komplette Tagesprogramm findet ihr auf der Homepage zu 40 Jahren SPIEL.

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Educators Day

Auch der Educators Day findet in diesem Jahr wieder statt. Am 6. Oktober kann man sich ab 10.30 Uhr in Vorträgen, Diskussionen und Workshops darüber informieren, wie Brettspiele im Bildungskontext eingesetzt werden können. Direkt zu Beginn gibt Asmodee Research einen Überblick über die von ihnen geförderten Projekte. Hierbei stehen die Bereiche “Akademische Forschung” und “Gesundheit und Bildung” im Fokus. Wir sind sehr gespannt, was es dort zu entdecken gibt.

Ab 15.15 Uhr können wir mehr über den zielorientierten, didaktischen Einsatz von Pen und Paper Rollenspiel erfahren. Kathrin Fischer von EduTale und Kevin Jedamzik von System Matters berichten über Einsatzgebiete und Anwendung von Rollenspielen an Schulen. Wir sind sehr gespannt auf die präsentierten Ansätze, gerade auch um herauszufinden, ob und wie sich hier Möglichkeiten ergeben, naturwissenschaftliches Wissen über Rollenspiele zu vermitteln.

Eine Anmeldung für den Educators Day ist über die Seite der SPIEL möglich.

Quellen:

Campbell, Neil A. (1997). Campbell Biologie (4. Aufl.). Spektrum Akademischer Verlag.

Hammel-Kiesow, R. (2021). Die Hanse (6. Aufl.). Verlag C.H. Beck.

https://www.bfn.de/moore (Letzter Zugriff: 02.10.2023; 17:30 Uhr).

https://www.spiel-essen.de/de/ (Letzter Zugriff: 02.10.2023; 17:14 Uhr).